Mein
ganzer Körper war umhüllt, umhüllt von dieser tödlichen Flüssigkeit. Ich wollte
einfach loslassen. Mich loslösen von dem dauerhaft Kampf und meinem Körper erlauben
sich zu entspannen. Die Bemühungen aufgeben, allen zu zeigen, dass es mir gut ginge.
Niemand würde meine Tränen hier sehen. Ich öffnete meinen Mund einen Stück,
sodass das Wasser hineinlief und mein Mund ausfüllte, ich atmete aber nicht
ein. Es schmeckte nicht wie das salzige Wasser im Meer, aber meine
unterdrückten Erinnerungen kamen trotzdem wieder hoch. Wir hätten das Boot
nicht verlassen sollen. Ich hörte die verzweifelte Rufen von meinem Vater nach
mir im meinem Ohr wiederhallen, wollte zurück schreien ‚Hier‘, aber er würde
mich wieder nicht hören können. Es gibt Momente in denen ich immer noch
ertrinke. Es passiert mir meistens mitten in der Nacht, wenn ich aus einem
meiner Albträume erwache. Ich schnappe dann nach Luft, aber meine Lunge
verweigert sich einfach diese aufzunehmen. Das fühlt sich so an, als würde sie
sich verkrampfen. Aber dann plötzlich, kann ich die Luft wieder einziehen, ganz
tief. Sowie an dem Strand, wo ich angespült wurde und ein Tourist mir das Leben
gerettet hatte. Hätte er das nicht getan, wäre ich jetzt bei meinem Vater. Ich
hatte von der Polizei gehört, als sie es meiner Mutter erzählten und ich oben
am Treppengeländer lauschte, dass er sich den Kopf an dem Boot aufgeschlagen
hatte. Jedoch hatte ihn diese Kopfverletzung nicht umbracht – er hatte nur sein
Bewusstsein verloren und war dann langsam ertrunken. Meine Mutter setzte sich
manchmal in das alte Boot, dass wir seit dem Unfall hinter dem Haus stehen
haben und weint. Es fühlt sich so an, als wäre an diesem Tag die Zeit stehen
geblieben. Sie gibt mir die Schuld dafür. Das wusste ich, sie hatte es mir zwar
nie direkt gesagt, aber ich hab es an ihrem Verhalten mir gegenüber gemerkt. Ich
hatte mich aber inzwischen damit abgefunden und versuchte einfach weiterhin
stark zu sein. Einfach weiter zu leben. Ich tauchte wieder auf, schluckte das
Wasser hinunter, das ich noch im Mund hatte und mit diesem auch meine Gefühle
und Erinnerungen. Ich stieg aus dem Becken, schnappte mir mein Handtuch und
verließ das Schwimmbad ohne einen Blick zurück zu werfen.
Schreibspiel
Donnerstag, 3. August 2017
Donnerstag, 27. Juli 2017
Verloren
Unschuld.
Das ist es, was ich in den Augen vieler Menschen verkörpere. Jedoch ist es nur ein Schein. Verschleiert
und übermalt mit weißer Farbe. Dahinter verbirgt sich der Dreck, der ich
wirklich bin. Ich führe kein perfektes Leben. Gibt es überhaupt einen Mensch,
der das tut? Ich kenne keinen und ich kann behaupten viele Menschen zu kennen.
Ich habe lange Zeit das geglaubt, was viele Menschen von mir glauben, dass ich
unschuldig bin und das perfekte Leben führe. Aber dem ist nicht so. Ich habe
mich angepasst und jetzt bin ich unglücklich und fühle mich dreckig. Durch den
Dreck gezogen wurde ich von mir selbst. Ich habe immer das getan, von dem ich dachte,
dass die Gesellschaft mit all den vielen Menschen, die ich kenne, es gut finden
würde. Das war falsch. Ich habe mich damit selbst besudelt. Ich mag mich nicht.
Ich habe keinen Charakter. Ich fühle mich verloren.
Donnerstag, 20. Juli 2017
Selbstfindung
Ich
blicke in das flackernde Licht des Kerzenscheins. Ich fühle mich ruhig. Das ist
seit langer Zeit nicht mehr so gewesen. Vollkommene Ruhe – es ist so befreiend
dieses Gefühl spüren zu dürfen. Es wäre so schön, wenn es mich öfters
überkommen würde. Vielleicht sollte ich mir häufiger die Zeit nehmen eine
Situation aufzusuchen, in der es mir so geht. Es spendet mir so viel Energie –
dieser Moment, dieses Gefühl. Ich hatte bisher immer Angst vor dieser Situation
und habe alles dafür getan, damit ich diese Ruhe nicht fühle. Ich bin jetzt in
mich gekehrt und beschäftige mich nur mit mir selbst. Ich dachte, dass ich mich
nicht besonders mögen würde, nachdem was alles so geschehen ist. Das Gegenteil ist der Fall. Alles was
geschehen ist, hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin und ich bin
im Einklang mit mir selbst.
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